Die etwas andere HilfeDie
Wilhelm Rullkötter
*22-06-1910 +30-06-1942
Am Ende vom Jahr 2022 bat mich eine deutsche Familie über einen niederländischen Freund, nach einem Familienmitglied zu suchen, das im Zweiten Weltkrieg als Soldat vermisst wurde.
Nach einer Geschichte, die in der Familie kursierte, soll er irgendwo in der Nähe von Kiew (Ukraine) gefallen sein.
Meine Nachforschungen ergaben, dass Wilhelm Rullkötter am 30. Juni 1942 in Baranowo, Luftlinie 50 km östlich von Kursk in der Oblast Kursk, gefallen ist.
In seiner Todesurkunde kann man lesen, dass er damals beerdigt ist bei der Kirche von Baranovo (die 1871 gebaut worden ist).
Von diesem Grab auf dem Friedhof der Kirche in Baranovo gibt es noch ein Bild:
Ab 2005 gibt es einen großen deutschen Soldatenfriedhof in Besedino, 18 km östlich von Kursk
Der Volksbund meldet, dass bei den Umbettungsarbeiten aus seinem ursprünglichen Grablageort nicht alle Gefallenen geborgen und zum Friedhof Besedino überführt werden konnten. Jedoch könnte er einer der Geborgenen sein.
Man weiß jetzt wenigstens wo und wann er gefallen ist, wo sein ursprüngliches Grab war und wo sein Grab sich höchstwahrscheinlich heute befindet.
Es folgen 2 Briefe im Originalscan, sowie die dazugehörige Transkription.
(auf Fehler oder Richtigkeit - keine Gewähr -)
Brief 1
brief 1 a
Leutnant (Hasenack?) (bh?) den 8. Juli 1942
Frau
Ilse Rullkötter
Stift Quernheim Nr. 61
Kreis Herford
Sehr geehrte Frau Rullkötter!
Am 30.6.1942, nachmittags gegen 14 Uhr, starb ihr
Lieber Gatte, der Gefreite Wilhelm Rullkötter, durch
Herzschuß den Heldentod für Führer und Vaterland.
Seit 2 Tagen griff die Kompanie an. Sie stand
Nach siegreichem Vordringen vor der Ortschaft Bara-
nowo, als seinem tapferen Leben ein Ende
gesetzt wurde. Immer tapfer und einsatzbereit, so
machte er als Melder seinen Dienst in der Kompanie.
Durch sein hilfsbereites und kameradschaftliches
Verhalten hat er sich die Achtung und Liebe seiner
Kameraden und Vorgesetzten erworben. Ich selbst habe
Ihren lieben Gatten als Soldat und Kamerad
Sehr geschätzt. Er wird uns allen unvergessen
bleiben.
In Ihrem Schmerz, sehr geehrte Frau Rullkötter, wollen
Sie daran denken, daß er sein Leben gab für
Seinen Führer und Vaterland.
Von mir sowie den Angehörigen der Kompanie
wollen Sie bitte den Ausdruck aufrichtiger An-
teilnahme hinnehmen.
( Kürzel )
brief 1 b
Sein Grab liegt inmitten seiner Kameraden
An der Kirche von Baranowo, etwa 15 klm südlich
( Liwny ?). Ein Bildchen von seinem Grabe ist gemacht,
wovon ich Ihnen einen Abzug, sobald der Film
entwickelt ist, zusenden werde.
In tiefstem Mitgefühl
(Stempel) Gez. Hasenack
Leutnant und Komp. Führer
Nachsatz: Infolge eigener Verwundung des Herrn Kompanie-
Führers konnte er die Unterschrift selbst nicht mehr
Vollziehen
f.d.R. (Unterschrift)
Uffz. U. Hauptfeldwebel (Kürzel)
Brief 2
brief 2 a
a.D.J.? 15.8.42
Werte Frau Rullkötter!
Endlich komme ich nun mal dazu,
Ihnen liebe Frau Rullkötter ein paar
Zeilen zu senden, über den Tod Ihres
lb. Mann. Zunächst Frau Rullkötter
spreche ich Ihnen mein herzligen Beileid
aus. Es war für mich auch ein
harter Schlag wo ich sah(?) das Willi
gefallen war. Es war am 30.Juni
als ihn die Feindliche Kugel traf.
Er bekam einen Herzschuß, und
War auf der Stelle tot, ohne ein
Wort zusagen. Des morgens früh
Bekam er noch Post von Ihnen wie
Er zu mir sagte. Dann setzten
Wir uns in marsch, und keiner
Wußte wohin es ging. Einige sagten
Es geht zurück, aber es kam anders.
Willi aber sagte zu mir ich glaube
brief 2 b
heute gibt es noch einen bösen Tag.
Er hatte recht. Ich selbst hatte
es auch nicht geahnt, und sage noch
zu Ihm so schlimm sieht es gar nicht
aus es ist doch so ruhich. Es war
unser 4. Angriffstag. Als wir edlige(?)
kam(?), Dann marschiert waren, kam
es plötzlich zu großen Gefechten, und
Es entstanden böse Kämpfe. Jetzt hatten
Wir uns durchgeschlagen bis zum
Nachmittag vor das Dorf in eine
Schlacht(?). Hatten bis hierher aber schon
Mehrere Verluste gehabt. Ich erhielt
Den Auftrag eine Meldung zum
Komp. Führer zu bringen. Ich gehe los
…(?) wüstes Feuer. Wo ich nun
Zurück komme ist der Zug weg,
so wie ich ihn einhole sagt mir
ein anderer Kamerad Willi ist gefallen.
Dort ist er, er hat einen Herzschuß bekommen
und war sofort tot, ohne noch ein
Wort zusagen. Dann bin ich zu ihm
Gekrochen und habe erst nachgesehen.
brief 2 c
aber der Tod war eher da als ich. Aber
wie es mir in dem Augenblick war,
grad als wenn mich hätte selbst eine
Kugel getroffen wo ich ihn sah.
Mann sah an ihm nichts, ich konnte
es noch nicht glauben bis ich ihn
anrührte. Da hab ich ihm seine Sachen
……gemacht(?), und hab sie des Nachts
der Komp. gegeben, mit uns (ging) (Sachen?).
m anderen Abend habe ich dann
nach ihm gefragt. Da sagte mir
einer er hätte (..?) Dorf weg geholt
und bei der Kirche in Baranowa
beerdigt?. Später? Habe ich mich dann
selbst noch mal um sein Grab
bekümmert, und gesehen das er
auf dem Heldenfriedhoff mit mehreren
Kameraden dort ruht. Hab mir mal einen
Aparat geliehen und hab sein Grab
Photografiert, wenn das Bild soweit
ist werde ich dann auch sehen
das Sie auch bekommen.
Ja lb. Frau Rullkötter es ist schwer
brief 2 d
von seinem Liebsten den man hat
muß scheiden?, aber unser Herrgott
hat ihn lieber gehabt, und hat
ihn zurück in die Einigkeit gerufen.
Er war auch mein bester Freund und Kamerad
Und im Osten immer zusammen gewesen.
Es ist ja hart für Sie Frau Rullkötter
und die kl. Kinder wovon er sooft
erzählt hat. Aber gegen Gottes-
anordnung ist nichts zu wollen, im
April verlor ich auch meinen einzigen
Bruder, der im Lazarett gestorben
Ist an einer Verwundung!
Liebe Frau Rullkötter jetzt
Muß ich schließen denn die Pflicht
Ruft wieder. So wünsche ich
Ihnen alles gute in Zukunft,
und recht viele Grüße, besonders
an die kl. Kinder!
O. Gefr. Jos. Schauerle (?)
Dann erzählte die Familie mir, dass ein Familienmitglied, der Schwiegervater von Wilhelm Rullkötter, Soldat im Ersten Weltkrieg gewesen war:
Heinrich Graß.
Er hatte den Krieg überlebt aber schon im Oktober 1914 wurde er durch einen Bauchschuss schwer verwundet. Wir wissen nicht, ob er nach dieser Verletzung jemals weiter am Krieg teilgenommen hat.
Heinrich Graß
*26-6-1887 +17-4-1955
Heinrich Graß hatte einen Sohn, Friedrich Graß, der 1941 in der Nähe von Smolensk gefallen ist (Schaehlawa, 2 km ostw.Wotrja; dieser Ort ist unauffindbar, Wotrja ist ein Fluss)
Friedrich Graß
*24-11-1918 +02-10-1941
Geburtsort Stift Quernheim
Grab: vermutlich auf dem Soldatenfriedhof Duchowschtschina
Der Volksbund meldet, dass bei den Umbettungsarbeiten aus seinem ursprünglichen Grablageort in Duchowschtschina nicht alle Gefallenen geborgen und zum Friedhof überführt werden konnten.
Ob der Junge auf dem Bild oben Friedrich Grass ist, wissen wir nicht, weil Heinrich Graß und seine Frau 8 Kinder hatten (sie starb bei der Geburt des letzten Kindes…).
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